Saale-Holzland. Weitere kalte Nächte stehen Elfi und Lars Triebe in Zinna bevor. Was sie alles unternehmen, um ihre Bäume und Ernte zu schützen.

Auf dem Obstgut Triebe in Zinna ist die Stimmung am Dienstag gedrückt. Im Familienbetrieb machen sich Lars und Elfi Triebe derzeit große Sorgen um ihre Ernte. Denn Nachtfröste lassen die früh erblühten Apfel-, Kirsch-, Birnen- und Zwetschgenbäume erzittern. Auch der Wein zeigt bereits Frostschäden.

Gemeinsam mit zwei Mitarbeitern war Lars Triebe in der Nacht von Montag auf Dienstag auf den Beinen, um seine Obstbäume vor der Kälte zu schützen. Doch kurz vor 6 Uhr am Dienstagmorgen zeigte das Thermometer -3,8 Grad in Zinna an – viel zu kalt für die Obstbäume, die am Abblühen sind und teilweise bereits die ersten kleinen Früchte tragen. „An vielen kleinen Kirschen zeigen sich Verfärbungen. Sie sehen jetzt wie Oliven aus. Sie werden braun und schwarz und dann fallen sie ab“, sagt Lars Triebe. „Wir müssen schauen, was bleibt. Derzeit kann ich die Ernteausfälle nicht abschätzen.“

Von nächtlichem Frost geschädigte Kirschen: Sie sehen aus wie Oliven, werden braun und schwarz, dann fallen sie ab.
Von nächtlichem Frost geschädigte Kirschen: Sie sehen aus wie Oliven, werden braun und schwarz, dann fallen sie ab. © OTZ | Ute Flamich

Gerade einmal zweieinhalb Stunden Schlaf gönnte sich der Obstbauer am Dienstagvormittag, bevor es auch für ihn wieder an die Arbeit ging. „Schlaf ist jetzt nicht wichtig“, sagt er. Nun müsse er eine Bestandsaufnahme machen und überprüfen, wo es sich lohne, in den kommenden kalten Nächten Frostschutz zu betreiben. Denn mit einem sogenannten „Frostguard“ und einem „Frostbuster“ versuchen die Obstbauern der nächtlichen Kälte entgegenzuwirken.

Saale-Holzland: Gebläse mit warmer Luft

Der „Frostguard“ ist ein stationärer Kasten, der mit Gas betrieben wird und in einem Umkreis von 90 mal 90 Metern warme Luft per Gebläse in die Obstplantage befördert. Zwei dieser Maschinen kommen in Zinna zum Einsatz. Zusätzlich haben sich Lars und Elfi Triebe erst dieser Tage einen „Frostbuster“ angeschafft. Dieses Gebläse, das ebenfalls mit Gas betrieben wird, werde von einem Traktor gezogen, der auf einer bestimmten Route mit sieben Kilometern pro Stunde durch die Obstplantage tuckert und immer wieder warme Luft an die Bäume bläst. „Wir sind in der Nacht fünf bis sechs Hektar abgefahren und mussten immer wieder die gleichen Runden drehen, damit es Wirkung zeigt.“

Saale-Holzland: Obstbauern setzen alles daran, um Ernteausfälle so gering wie möglich zu halten

Bereits im Vorfeld hatten die Obstbauern Vorsorge getroffen, um ihre Bäume vor den vorausgesagten Nachtfrösten zu schützen. So sind die Kirschbäume unter anderem mit Folien und Netzen in eine Art Gewächshaus eingehüllt worden. „Wir haben gemulcht, denn in kurzem Gras kann sich nicht so viel Kälte sammeln wie in hohem Gras“, sagt Elfi Triebe. Auch seien die Reihen zwischen den Bäumen aufgeharkt worden, damit sich die Wärme der Sonne besser im Boden halten kann.

Kirschbäume auf dem Obstgut Triebe: Zahlreiche Blüten und junge, kleine Früchte zeigen Frostschäden.
Kirschbäume auf dem Obstgut Triebe: Zahlreiche Blüten und junge, kleine Früchte zeigen Frostschäden. © OTZ | Ute Flamich

„Es ist schon ein bisschen deprimierend“, sagt Lars Triebe. Wir haben alles Mögliche getan und trotzdem sind die Schäden da. „Und es hat ja auch noch kein Ende. Es sind weitere Nächte mit Frösten angesagt“, sagt er und informiert, dass eine geschlossene Blüte bis zu -4 Grad vertragen kann, junge Früchte allerdings nur etwa -1 Grad.

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Das Problem sei, dass die Obstbäume in diesem Jahr viel zu früh erblüht sind. „Der Vegetationszustand der Kulturen ist einfach zu weit. Dass es zu dieser Jahreszeit Fröste gibt, ist nichts Ungewöhnliches. Aber wir hatten ja schon Temperaturen um die 27 Grad in diesem Jahr, das war einfach zu viel.“

Lars Triebe geht davon aus, dass seinen Familienbetrieb allein die Nacht von Montag auf Dienstag zusätzlich etwa 3000 Euro gekostet habe. Denn die Mitarbeiter müssen bezahlt werden, das Gas zum Betreiben der Maschinen ebenfalls. Insgesamt habe er sich vorsorglich 23 Flaschen zu je 33 Kilogramm Gas besorgt.

Lars Triebe vor seinem neu erworbenen „Frostbuster“. Runde um Runde ist in der Nacht von Montag auf Dienstag mit dem Traktor auf immer gleichen Wegen durch die Plantage gedreht worden, um warme Luft per Gebläse an die Bäume zu bringen.
Lars Triebe vor seinem neu erworbenen „Frostbuster“. Runde um Runde ist in der Nacht von Montag auf Dienstag mit dem Traktor auf immer gleichen Wegen durch die Plantage gedreht worden, um warme Luft per Gebläse an die Bäume zu bringen. © OTZ | Ute Flamich

Mit Berufskollegen standen Lars und Elfi Triebe auch gestern wieder im regen Austausch. Vielen gehe es ähnlich, sagen sie. Gerade auch von einigen Weinbauern haben sie gehört, dass der Frost bereits großen Schaden hinterlassen habe.

„Aber welche Möglichkeiten haben wir?“, sagt Lars Triebe. „Ich kann mich mit einer Flasche Wein aufs Sofa setzen und abwarten, was passiert. Oder ich kann alles nur Mögliche tun, um meine Bäume und damit meine Ernte und meinen Betrieb zu schützen. Welchen Erfolg unser Einsatz am Ende haben wird, das lässt sich dann in etwa zwei Wochen einschätzen.“

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Auf dem Obstgut Triebe werden pro einem Hektar 4000 bis 6000 Äpfelbäume auf einer Gesamtfläche von 17 Hektar angebaut. Pro einem Hektar stehen zirka 1200 Kirschbäume auf einer Fläche von 3,5 Hektar. 1000 Zwetschgenbäume à einem Hektar werden auf einer Fläche von 3,5 Hektar gepflegt. Auf insgesamt zwei Hektar Fläche wachsen je Hektar etwa 3000 Birnenbäume.