Saale-Holzland-Kreis. Bei der Kommunalwahl am 26. Mai hat die AfD im Saale-Holzland deutlich hinzugewonnen. Verluste haben Linke, Grüne und FDP zu verzeichnen.

Knapp 72.000 Wahlberechtigte hatten am Sonntag im Saale-Holzland-Kreis die Wahl: 46 Sitze im Kreistag gilt es zu besetzen. Die Wahlbeteiligung lag mit 70,6 Prozent thüringenweit am höchsten. Nach der Wahl wird es im neuen Kreistag einige Verschiebungen in der Sitzverteilung geben.

Wahl 2024 im Saale-Holzland: CDU und AfD sind Gewinner der Kreistagswahl

Die meisten Stimmen der Wählerinnen und Wähler hat die CDU bekommen. Mit 27 Prozent Stimmanteil wird die Fraktion künftig 13 Sitze im Kreistag besetzen – einen mehr als bisher, denn seit der letzten Wahl 2019, bei der die CDU 14 Sitze erhielt, traten zwei Mitglieder aus. Erleichtert über das Ergebnis zeigte sich Fraktionsvorsitzender Michael Kieslich auf Nachfrage: „Wir sind sehr dankbar, dass wir wieder die stärkste Fraktion sind.“

Es sei die erste Kommunalwahl nach Corona und dem Krieg in der Ukraine. Auch die Gründung der Werteunion trage zu den Faktoren bei, die für diese Wahl ein „anspruchsvolles Umfeld“ geschaffen haben. Es sei daher nicht absehbar gewesen, dass die CDU es schaffen würde, ihre Sitze im Kreistag zu vermehren. Kieslich hält es für ein wichtiges Zeichen, dass die AfD ihren Wunsch, stärkste Kraft zu werden, nicht erreicht hat – wenn auch nur knapp.

Mit nur 102 Stimmen weniger wurde die AfD zweitstärkste Kraft bei der Kreistagswahl im Saale-Holzland und bekommt künftig 12 Sitze. Sie landet damit ebenfalls bei 27 Prozent, bekommt aber aufgrund der geringeren Stimmzahl einen Sitz weniger als die CDU. Nach der letzten Wahl 2019 hatte es die in Teilen rechtsextreme Partei im Landkreis auf sieben Kreistagssitze gebracht. Den Zugewinn von 10,3 Prozent und fünf Sitzen wertet Fraktionschef Jörg Henke als „zufriedenstellend“. Man müsse nun sehen, wo man sich künftig im Kreistag positioniere und mit wem man zusammenarbeiten könne. Vorstellbar sei dies für Henke mit allen Parteien.

Ein wenig verbessern konnte der Bauernverband sein Ergebnis von 2019 und gewinnt einen Sitz im Kreistag hinzu. Die nun fünf Sitze wertet Spitzenkandidat Tristan Sammer positiv. Es zeige die Wertschätzung für Bauern und Landwirte und bestätige die Solidarität mit den Protesten aus dem Frühjahr. „Die Gesellschaft hat ihr Vertrauen in Politiker verloren, die Leute aus der Praxis sollen ran“, sagt Tristan Sammer.

Wahl im Saale-Holzland: BI Holzland und SPD behalten Anzahl der Kreistagsmandate

Ebenfalls mit fünf Sitzen wird nach wie vor die BI Holzland vertreten sein. „Das zeigt, dass wir gute Arbeit im Kreis gemacht haben“, sagt Günter Peupelmann. Es werde künftig im Kreistag schwer, Mehrheiten zu bekommen, aber man bleibe als Fraktion bei der Devise, Sinnvolles und Nützliches für den Landkreis zu unterstützen – egal, von wem es komme.

Ihre Anzahl an Sitzen halten konnte ebenfalls die SPD, die weiterhin mit drei Sitzen im Kreistag vertreten sein wird. Dafür sei man dankbar, sagt Ingo Lippert, Vorsitzender der Fraktion. „Es ist aber kein Erfolg“, erklärt er mit Blick auf die Verluste an Prozentpunkten.

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Linke (fünf Sitze), Grüne (zwei Sitze) und FDP (ein Sitz) gehören zu den Verlierern der Kreistagswahl. Mit fast vier Prozent weniger und einem Anteil von noch 11,1 Prozent hat die Linke die meisten Verluste zu verzeichnen und wird künftig mit zwei Sitzen weniger im Gremium vertreten sein. Man sei enttäuscht, dass die gute Arbeit aus dem Kreistag nicht den gewünschten Niederschlag in den Wahlen gefunden habe, sagt Fraktionschef und Spitzenkandidat Markus Gleichmann und verweist darauf, dass die Fraktion Linke/Grüne in den vergangenen fünf Jahren die meisten Anträge gestellt habe. Es werde künftig noch schwieriger für „alle, die progressive Arbeit im Kreis machen wollen“.

Man wolle „das Beste draus machen“, erklärt Olaf Möller, Spitzenkandidat der Grünen, zur künftigen Arbeit im Kreistag. Seine Partei verliert ebenfalls Stimmen und bekommt nur noch zwei Sitze im Kreistag, was einem Stimmanteil von 3,3 Prozent entspricht. Im Gegensatz dazu freue man sich über die 8 Prozent, die die Grünen in Lehesten geholt haben. Das zeige, dass es sich auf das Wahlergebnis auswirke, „wenn man vor Ort bekannt ist und als vernünftiger Partner akzeptiert wird“. Man wolle im Kreistag versuchen, mit allen vernünftig zu reden. Bestimmte Positionen seien inakzeptabel, aber Gespräche seien wichtig, so Möller.

Wahl 2024 im Saale-Holzland: Vereidigung der Kreistagsmitglieder am 19. Juni geplant

Nur noch mit einem Sitz wird die FDP im neuen Kreistag des Saale-Holzlandes vertreten sein. Die Partei kam auf 2,4 Prozent der Stimmen. Das tue ihm leid für seine Mitstreiter und Unterstützer, sagt Spitzenkandidat und Fraktionsvorsitzender Patrick Frisch. Leider habe der Gegenwind der Bundespolitik zu einer Wand geführt, „die die Leute davon abgehalten hat, ihr Kreuz bei der FDP zu machen“. Künftig werde er als liberaler Einzelkämpfer im Kreistag sitzen.

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Wie sich der neue Kreistag personell zusammensetzt, steht noch nicht final fest. Am Mittwochabend tagt der Kreiswahlausschuss im Landratsamt. Dort werden die finalen Ergebnisse der Kreistags- und Landratswahlen im Saale-Holzland-Kreis bekannt gegeben. Die gewählten Vertreterinnen und Vertreter der Parteien haben dann sieben Tage Zeit, die Wahl anzunehmen oder abzulehnen. Die Vereidigung der Kreistagsmitglieder zur konstituierenden Sitzung soll am 19. Juni stattfinden, teilt das Landratsamt mit. Dann steht endgültig fest, wer die Kreistagsarbeit in den kommenden fünf Jahren gestalten wird.