Ottendorf. Mit Blick auf sinkende Kirchenmitgliederzahlen und eine abnehmende Rolle der Kirche spricht Pfarrerin Sabine Michaelis über die neuen Realitäten ihres Berufsstandes.

Die Gemeinde Ottendorf hat eine neue Pfarrerin. Sabine Michaelis ist 58 Jahre alt und ist bereits gut bekannt mit dem Saale-Holzland. Zuvor war sie in Pillingsdorf im Saale-Orla-Kreis aktiv, das direkt ans Saale-Holzland angrenzt. Dies ist bereits ihre sechste Stelle. Normalerweise wechseln Pfarrer nicht so oft die Gemeinden, sagt sie.

„Wo ich bisher aktiv war, wurde die 100-Prozent-Stelle gekürzt, sodass ich mir eine neue Stelle suchen musste, die nicht so klein ist wie die in Pillingsdorf“, sagt Sabine Michaelis. Die Kürzung von Pfarrstellen ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches. Die Nachfrage lässt nach, Kirche spielt im Leben vieler Leute nicht mehr so eine große Rolle. Traurig seien die Pillingsdörfer jedoch schon gewesen, dass ihre Pfarrerin den Landkreis wechselt.

„Ich mag die traditionelle Frömmigkeit“

„Spiritualität gibt es heute überall. Die Kirche ist nicht mehr die einzige Option“, sagt die Pfarrerin. Aber es fehle nicht nur an Kirchgängern, sondern auch an jungen Pfarrern. Nicht alle, die Theologie studieren, wollen später auch in dem Amt arbeiten. Zudem gibt es gerade im ländlicheren Raum viele sehr kleine Gemeinden mit eigenen Kirchen, die heute nicht mehr so regelmäßig genutzt werden wie früher.

In größeren Städten sei das Verhältnis natürlich ganz anders. Dort leben viele Menschen und es gibt oft nur ein oder zwei Kirchen, die dann entsprechend besser besucht sind. Sabine Michaelis hat sich dennoch für die Stelle in der kleinen Gemeinde Ottendorf entschieden. „Ich mag die kleinen Gemeinden mit ihrer traditionellen Frömmigkeit“, sagt sie.

Dörfer im Saale-Holzland müssen zusammenkommen

Ganz traditionell sollen aber die Gottesdienste nicht mehr sein. Natürlich bleiben die Aufgaben einer Pfarrerin wie Besuche der Gemeindeglieder bei Geburtstag, Krankheit oder für die Seelsorge weiterhin erhalten. Jedoch sind die Zeiten vorbei, wo es überall jeden Sonntag einen eigenen Gottesdienst gibt. Im Gottesdienst heute geht es mehr darum, Schwerpunkte zu setzen und zu Highlights mehrere Dörfer zusammenzutrommeln.

Angebote, wie das bei ihrem Besuch der Gemeinde Tröbnitz, wo Senioren nicht nur gemeinsam den Gottesdienst besuchen, sondern danach auch gemeinsam beieinander mit kleinem Programm sitzen, seien wichtig, um darüber hinaus noch etwas für die Menschen vor Ort anzubieten.

Trotz des Rückgangs der Kirchbesuche konnte Pfarrerin Sabine Michaelis beobachten, dass das Kirchgebäude an sich den Menschen in den Dörfern wichtig ist. „Wenn es darum geht, die Kirche als solches zu erhalten, werden nach wie vor Gelder eingesetzt und es finden sich auch ehrenamtliche Helfer. Viele identifizieren sich immer noch mit der Kirche in ihrem Dorf und wollen sie erhalten“, sagt sie.

Neue Pfarrerin zieht ins Saale-Holzland

.Oftmals sei es auch der Denkmalschutz, der die Kirchen erhalten will. Aber auch die Kirche selbst schaut, wo noch ausreichend Leben herrscht und die alten Mauern noch genutzt werden. Dennoch wird auch in Zukunft nicht jede kleine Dorfkirche erhalten werden können.

Pfarrerin Sabine Michaelis freut sich auf die neuen Gesichter der neuen Gemeinde und auf die Zusammenarbeit mit den Gemeindepädagogen Franziska Vogel und Sieglinde Reinert. Außerde steht auch ein Umzug von Pillingsdorf nach Ottendorf an. Damit will sich Michaelis aber noch Zeit lassen. Da sie in Pillingsdorf keinen direkten Nachfolger hat, der in das Pfarrhaus zieht, will sie erst nach und nach ihre Sachen packen.