Berlin. Unwetter und Starkregen werden immer heftiger. Erfahren Sie, was der Klimawandel damit zu tun hat – und wo die Gefahr besonders hoch ist.

Heftige Unwetter sind längst keine Einzelfälle mehr, immer wieder ziehen schwere Stürme über Deutschland. Die Folgen von Starkregen und Extremwetter sind häufig überflutete Häuser und Straßen, oft kommen auch Menschen zu schaden. Müssen wir uns an diese neue Normalität gewöhnen? Ein Experte schätzt die Lage ein.

„Unwetter an sich gehören zum Wetter leider immer dazu“, sagt Wetterexperte Frank Böttcher im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch: „Mit jedem Grad mehr der Lufttemperatur kann die Luft sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen.“ Da es über Südeuropa durch den Klimawandel immer heißer werde, könne die Luft dort dementsprechend mehr Wasser aufnehmen, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft.

Wenn die Luftmassen dann in Deutschland ankommen, ist sie also deutlich feuchter als normal, erklärt Böttcher. Durch das höhere Maß an Wasserdampf steige die Luft deshalb heute 200 bis 300 Meter höher als früher. „Einige Wolken, bei denen es früher nur für einen Schauer gereicht hat, werden dabei zu Gewittern“, so Böttcher.

Klimawandel: So führt er zu heftigeren Unwettern

Er erklärt weiter: "Die Wolken, die es auch schon früher auf Gewitterstärke gebracht haben, bringen nun stärkeren Regen und stärkere Gewitter hervor." Experten sind sicher, dass diese Entwicklung mit dem Klimawandel zusammenhängt. So wie er laut Böttcher jedes Wetterereignis als Hintergrundrauschen beeinflusse.

Dass die Unwetter gerade den Süden Deutschlands besonders treffen, liege daran, dass die Gegend schneller von den feuchten Luftmassen des Mittelmeeres erreicht würde, so Böttcher. Sie ist daher besonders gefährdet. Trotzdem könnten Unwetter auch Köln, Hannover oder Berlin treffen: „Gewitter sind bei der Wahl der Region nicht wählerisch.“

Doch wann ist die Gefahr dafür am höchsten? Starkregen könne eigentlich in jeder Jahreszeit auftreten, so Böttcher. Die klassischen Sommergewitter treten aber inzwischen vermehrt schon früher und damit schon ab April statt ab Mitte Mai auf. Zusätzlich nehmen in den Wintermonaten Starkregenereignisse zu, bei denen hohe Wassermengen in Folge von Dauerregen fallen.

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Insgesamt wird der Frage, wie sich Deutschland an den Klimawandel und seine Folgen anpassen kann, laut Böttcher noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. So seien etwa die Städte nicht an die neuen Gefahren angepasst. Dadurch würden Schäden und Kosten entstehen, die vermeidbar seien. „Workshops zur Planung einer Fußgängerzone sollten möglichst an einem Gewittertag stattfinden und nicht bei freundlichem Wetter.“