Erfurt. Im zweiten Wahlgang zur Kommunalwahl in Thüringen setzen sich Union und SPD gegen die AfD-Bewerber durch.

Der Machtwechsel in Erfurt fällt am Ende deutlich aus: Andreas Horn (CDU) wird neuer Oberbürgermeister der Landeshauptstadt und löst damit nach 18 Jahren Andreas Bausewein ab. Für die Union ist das mit Blick auf die Landtagswahl im September in Thüringen ein großer Erfolg – und am Wahlabend nicht der einzige Grund zum Jubeln.

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CDU-Chef: Thüringer vertrauen der Union bei Thüringer Themen

CDU-Landeschef Mario Voigt sagt dieser Redaktion: „Überall dort, wo es um Thüringer Themen geht, vertrauen die Menschen der CDU.“ Das zeigen auch die bis zum Abend noch vorläufigen, aber belastbaren Zahlen. Während die in Thüringen vom Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestufte AfD bei der Europawahl stärkste Kraft wird, kann sie bei den kommunalen Stichwahlen weder gegen die CDU noch gegen die SPD etwas ausrichten und nach dem Landratsposten in Sonneberg, den im vergangenen Sommer Robert Sesselmann gewonnen hat, kein weiteres kommunales Spitzenamt in Thüringen erobern.

Deultlicher CDU-Erfolg in Gera

Eng sieht es den Abend über im Landkreis Altenburger Land aus, wo sich am Ende aber Amtsinhaber Uwe Melzer (CDU) doch noch deutlich durchsetzt. Innerhalb der Thüringer Union galt die Wahl als die schwierigste unter den insgesamt sechs Stichwahlen, bei denen die Christdemokraten gegen einen AfD-Kandidaten ins Rennen mussten.

Überraschend deutlich setzt sich am Ende in Gera, das eigentlich eine AfD-Hochburg in Thüringen ist, der Unionskandidat Kurt Danneberg durch und löst den parteilosen Amtsinhaber Julian Vonarb ab. In Gera wie in Erfurt hatte es die AfD nicht in die Stichwahl geschafft.

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AfD hat auch gegen die SPD keine Chance

Dafür aber in mehreren Landkreisen, wo sie nicht weiter punkten kann. Auch gegen die Sozialdemokraten nicht. In Gotha behält Amtsinhaber Onno Eckert (SPD) seinen Landratsposten, im Kyffhäuserkreis bleibt Antje Hochwind-Schneider (SPD) weiterhin im Amt. Beide setzten sich gegen ihre AfD-Kontrahenten durch.

In mehreren Landkreisen musste die CDU allerdings neue Kandidatinnen und Kandidaten ins Rennen um die Landratsämter schicken, weil die bisherigen Amtsinhaber die in Thüringen geltende Altersgrenze überschritten hatten. Intern war dieser anstehende Generationswechsel stets als schwierig angesehen worden. Im Landkreis Eichsfeld löste Marion Frant (CDU) ihre Aufgabe in der Stichwahl gegen die AfD ebenso souverän wie Michael Brodführer (CDU) im Wartburgkreis und Ulli Schäfer im Landkreis Greiz. Auch im Landkreis Sömmerda gewann mit Christian Karl der Unionskandidat und ebenso im Saale-Holzland-Kreis mit Johann Waschnewski (CDU).

Nicht nur gegen Union und SPD konnte sich die AfD bei den kommunalen Stichwahlen nicht behaupten. Im Ilmkreis reichte es auch gegen die parteillose Petra Enders nicht, um ein weiteres kommunales Spitzenamt zu holen.

„Ewiger Landrat“ verliert Stichwahl

Einen Machtwechsel gibt es im Unstrut-Hainich-Kreis. Hier unterlag der „ewige Landrat“ Harald Zanker (SPD) in der Stichwahl gegen Thomas Ahke (Freie Wähler).

Bundesweit ragte bei den Stichwahlentscheidungen die um das Landratsamt in Hildburghausen heraus. Dort hatte es der Rechtsextremist Tommy Frenck für das von ihm selbst gegründete „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ in die Stichwahl geschafft, wo er aber gegen den Freie-Wähler-Kandidaten Sven Gregor keine Chance hatte.

FDP kann doch noch Wahlen gewinnen

Eine exotische Stichwahl ereignete sich in Jena, insbesondere mit Blick auf die Performance der kleineren Parteien in der Ampelregierung in Berlin. Denn in Thüringens zweitgrößter Stadt gewann der FDP-Amtsinhaber Thomas Nitzsche gegen die Grüne-Herausforderin Kathleen Lützkendorf. Für die zuletzt arg gebeutelten Thüringer FDP um ihren Landesvorsitzenden Thomas Kemmerich ein Grund zur Freude: „Von Jena geht ein starkes Zeichen aus.“

Mit Blick auf die Landtagswahl im September propagiert Kemmerich, dass ein „Wechsel nur mit einer starken FDP gelingt“. Wie tragfähig diese Aussage ist, steht angesichts der Umfragewerte für die Landtagswahl allerdings in den Sternen. Dort waren die Liberalen zuletzt bei nur noch zwei Prozent gemessen worden, während die AfD bei 30 Prozent lag. Sie ist damit deutlich stärkste Kraft.

Die Union, aktuell erster Verfolger, ruft die Landtagswahl deshalb auch zum Duell CDU gegen AfD aus. Aus Sicht von Mario Voigt untermauern die Wahlergebnisse bei den Kommunalwahlen diese Sichtweise – dennoch trennen beide Parteien aktuell zehn Prozentpunkte in den Umfragen.

Linke will trotz Klatsche mit breiter Brust in Landtagswahlkampf gehen

Für die Linkspartei, die in Thüringen den Ministerpräsidenten stellt, sind sowohl die Europawahlergebnisse als auch die Urnengänge in den Thüringer Kommunen kein Grund, den Kampf für die Landtagswahl schon aufzugeben. 2019 war sie stärkste Kraft geworden, liegt jetzt aber abgeschlagen hinter AfD und CDU und gleichauf mit der Wagenknecht-Partei. „Wir sind als Thüringer Landesverband noch immer der Leuchtturm linker Politik in Deutschland. Deshalb gehen wir auch mit breiter Brust in den Landtagswahlkampf“, sagt die Linke-Landesvorsitzende Ulrike Grosse-Röthig.

'Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Ihre Genossen hatten die CDU-Kandidaten bei den Kommunalwahlen in einigen Landkreisen in den Stichwahlen unterstützt, um gezielt AfD-Landräte zu verhindern. Auf Landesebene wirbt unter anderem Bodo Ramelow seit langem für eine Zusammenarbeit seiner Linken mit der Union, die sich dagegen allerdings weiterhin sperrt.

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