Berlin. Ausgebrannte Panzer wurden zum Sinnbild des Scheiterns der Russen. Im Ukraine-Krieg probieren sie neue Wege – ziemlich unkonventionell.

Drohnen erleben – gerade im Ukraine-Krieg – einen Siegeszug. Es gibt sie in zig Varianten, als unbemannte Luftfahrzeuge, Boote und U-Boote. Und neuerdings als Panzer? Das legt jedenfalls ein Video nahe, das seit Tagen in sozialen Netzwerken kursiert. Es zeigt einen entsprechenden Feldversuch.

Weder lässt sich der Film zweifelsfrei überprüfen noch die Frage klären, ob das Gefährt für das Gefechtsfeld überhaupt taugt. So viel lässt sich sagen: Unplausibel ist es nicht. Im Krieg werden viele Waffen getestet, gerade aus der Ukraine gibt es viele Beispiele.

Panzer in der Ukraine: Erst ferngesteuert, danach autonom?

Ohnehin spricht viel dafür, dass unbekannte unbemannte Systeme der nächste Schritt in der Kriegsführung sind; der übernächste wären autonome Waffen, in Zeiten von Künstlicher Intelligenz (KI) keineswegs Science-Fiction, sondern längst Realität.

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So fühlt sich Krieg an

Am meisten spricht für die Echtheit des Videos und damit des militärischen Feldversuchs, dass Not erfinderisch macht. Russland hat über 3100 Kampfpanzer in der Ukraine verloren. Zum Sinnbild des Scheiterns der „militärischen Spezialoperation“ wurden ausgebrannte, explodierte Panzer am Wegesrand beim (gescheiterten) Vormarsch auf Kiew.

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Die Verlustzahlen sind dramatisch. Sie gehen auf das Investigativportal Oryx zurück und sind glaubhaft. Darob werfen Militärökonomen längst die Frage auf, ob Kremlchef Wladimir Putin seine strategischen Reserven verbrennt.

Russen mit hohen Verlusten

Reden wir nicht über das Material. Reden wir über die Menschen, die in diesen Panzern saßen, immerhin mehrköpfige Besatzungen, die in den meisten Fällen tot oder verletzt sind. Ihr Verlust wiegt schwer. Bei der Bundeswehr dauert die Grundausbildung am Panzer zehn Wochen. Diese jungen Soldaten sind noch keine fertig ausgebildeten, geschweige denn erfahrene Panzergrenadiere.

'Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Unterstellt man, dass in den ersten zwei Kriegsjahren ausgebildete, trainierte Panzerbesatzungen zum Einsatz kamen, dürfte die russische Armee längst ein Fähigkeitsproblem haben. Es würde die Zahl der Opfer reduzieren, wenn es ihr gelänge, Kampfpanzer per Virtual-Reality-Headset fernzusteuern. Und genau dies sieht man im Video, das auf X eingestellt wurde.

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Es handelt sich offenbar um einen erbeuteten T-72AMT-Kampfpanzer. Zwei Männer stehen mit einer Fernbedienung in der Hand im Feld. Wir sollen glauben, dass der eine den Panzer und der andere den Turm lenkt. Ob die Waffe selbst ferngesteuert werden kann, zeigt das Video nicht.

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Für Kamikazeeinsätze gedacht?

Vielleicht kommt es darauf auch nicht an. Vielleicht soll der Panzer auf Minenfeldern eingesetzt werden. Das ist eine Verwendung, die man auch von der US-Army kennt. Das US-Portal War Zone spielt noch eine andere Erklärung durch: Der Drohnenpanzer könne ja „für einfache, aber äußerst gefährliche Aufgaben“ eingesetzt werden, etwa bei Angriffen an vorderster Front. „Er könnte auch mit großen Mengen Sprengstoff ausgestattet werden, der auf Befehl detonieren könnte.“ Das wäre ein Kamikazemodus.

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Es gibt freilich einen Pferdefuß: Die Sichtverbindung zwischen Fernbediener und Fahrzeug. Vielleicht lässt sich das lösen, über eine weitere Drohne, die als Relais dienen und die Reichweite erhöhen würde. Jedenfalls probieren die Russen neue Wege aus. Sie haben es ob der Verlustraten auch bitter nötig.