Elmar Otto über eine Partei der schlechten Laune

Wer unzufrieden ist, vor allem mit politischen Entscheidungsträgern, macht sein Kreuz bei der nächsten Wahl woanders. Das ist Teil der Demokratie und gut so.

Als die Thüringer die Nase voll hatten von der CDU, die ein knappes Vierteljahrhundert die Politik im Freistaat bestimmte, wählten sie 2014 die Linke. Fünf Jahre später stieg die Zustimmung zu den SED-Nachfolgern sogar auf ein Allzeithoch. Dass es dennoch zu einem Kurzzeitministerpräsidenten Thomas Kemmerich kam und wenig später nur für eine Minderheitsregierung reichte, lag an der Schwäche von SPD und Grünen.

Und nun, 2024?

Die Linke ist ein Schatten ihrer selbst. Ohne Regierungschef Bodo Ramelow sähen die Umfragewerte sogar noch desaströser aus.

Das erst wenige Monate alte Bündnis Sahra Wagenknecht, inhaltlich eine Blackbox, erlebt dagegen einen Höhenflug. Die Namensgeberin wird zur Totengräberin ihrer alten politischen Heimat.

Auch die CDU ist im Aufwind. Ihr Spitzenkandidat Mario Voigt darf sich berechtigte Hoffnungen machen, ab Herbst eine schwarz-violett-rote Koalition anzuführen. Und das liegt daran, dass die SPD zwar schwächelt, aber als Mehrheitsbeschafferin gebraucht wird.

Das Trio könnte am Ende der Profiteur des politischen Wechselwillens in der Bevölkerung sein.

Doch deutlich vorne in der Wählergunst liegt seit Monaten eine Partei, die vom Landesamt für Verfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft wird. Und deren Vordenker als Geschichtslehrer erstaunliche Wissenslücken in puncto SA-Parolen aufweist.

Und warum das alles? Weil die Menschen unzufrieden sind mit den politischen Entscheidungsträgern (siehe oben). Um zufrieden und im Idealfall glücklich zu werden, sympathisieren viele mit der AfD. Aber hat das auch den gewünschten Effekt? Einer repräsentativen Studie des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung zufolge eher nicht.

Sie kommt dem „Spiegel“ zufolge zu dem Resultat: „Menschen, die die AfD unterstützen, sind unzufriedener mit ihrem persönlichen Dasein und bewerten ihre finanzielle Situation schlechter als diejenigen, die andere Parteien bevorzugen. Der Effekt verstärke sich, je intensiver sie sich mit den Parolen der Rechtsaußenpartei beschäftigten.“

Die AfD – wir haben es lange geahnt – ist doch eher eine AfG – eine Alternative für Griesgrame. Wer sie wählt, verbessert nichts. Und hat zudem noch miese Laune. Na dann, selbst schuld.