Berlin/München. Der ADAC hat 16 Kinderfahrradsitze untersucht: Die Hälfte schneiden „gut“ ab. Diese preiswerten Sitze konnten besonders überzeugen.

Das Fahrrad liegt im Trend – auch bei Eltern, die mit einem Kinderfahrradsitz ihre Kleinen mittransportieren wollen. Inzwischen verfügen viele Modelle über eine Liegefunktion, extra Aussparungen für einen Fahrradhelm und können leicht am Rad angebracht werden. Aber Fahrradsitz ist nicht gleich Fahrradsitz: Der ADAC hat 16 Fahrradsitze für Kinder getestet. Neun davon bekamen die Note „gut“, andere hingegen konnten nicht überzeugen.

Der ADAC hat acht Kinderfahrradsitze für die Montage am Sattelrohr und acht Sitze derselben Hersteller mit der Montagemöglichkeit auf dem Gepäckträger untersucht. Dabei wurden die Modelle in den Kriterien Montage, Handhabung, Komfort, Sicherheit, Verarbeitung und Gesundheits- und Umweltaspekte unter die Lupe genommen.

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Im Test konnten insbesondere die Fahrradsitze für den Gepäckträger mit ihrer einfachen Montage, der direkten Verbindung zum Fahrrad und dem höheren Komfort für das Kind überzeugen.

ADAC-Vergleich: Testsieger überzeugen mit Sicherheit und Preis

Beim ADAC-Test fällt auf: Teuer heißt nicht immer besser. Zwei der günstigsten Modelle belegen die beiden vorderen Plätze im Vergleich. Die höherpreisigen Modelle mit Kosten von bis zu 165 Euro reihen sich auf den letzten drei Plätzen ein.

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Am besten Schnitt bei beiden Montagesystemen der Kinderfahrradsitz von OK Baby mit einem Preis von rund 70 Euro ab. Besonders der Komfort für das Kind beim Modell für das Sattelrohr stach positiv heraus: Der Testdummy saß auf dem Sitz im Vergleich zu den Konkurrenzmodellen auch auf schlechten Straßen deutlich bequemer. Auch in Puncto Sicherheit und Haltbarkeit erhielt das Modell das Prädikat „sehr gut“.

Das günstigste Modell im ADAC-Vergleich belegt direkt dahinter den zweiten Platz: Die Sitze von Bellelli ist bereits ab 45 Euro zu bekommen. Dahinter liegen die Modelle „Go Maxi Frame“ und „Go Maxi Carrier“ (119,90 und 109,90 Euro) von bobike. Sie sind „gut“ wie noch drei weitere Sitze. Das teuerste Modell im Test schneidet wie noch vier weitere „befriedigend“ ab.

Verbotene Schadstoffe: Ein Modell fällt durch den ADAC-Test

Die Note mangelhaft wurde lediglich an ein Modell vergeben: Beim „Qibbel Air“ konnten verbotene Schadstoffe in den Gurtpolstern an der Brust nachgewiesen werden, die den Grenzwert überschreiten. Auch die Fußstützen erfüllten nicht die Normanforderungen: Bei einer Belastungsprobe mit 22 Kilogramm (also dem Gewicht eines Kindes) rutschte die Stütze nach wenigen Sekunden nach unten durch.

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Sicherheitsrisiko bei den Fahrradsitzen von Hamax und Thule

Auch die Modelle von Hamax und Thule fielen mit beiden Montagemodellen im Bereich „Sicherheit und Haltbarkeit“ negativ auf. Grund dafür sind die Gurtsysteme, da im Test eine „Längung“ von 25 Millimetern überschritten wurde. Im schlimmsten Fall könnte das sogar zu Unfällen führen: Der Gurt kann sich während der Fahrt lösen und das Kind kann so unbemerkt aus dem Sitz aufstehen oder gar herausfallen. Der ADAC rät: „Eltern, die diese Sitze nutzen, sollten darauf achten, den festen Sitz der Gurte während der Fahrt häufiger zu überprüfen.“

ADAC-Test: Kopf sollte besser geschützt werden

Auch Kinder sollen bei der Fahrt im Fahrradsitz einen Helm tragen. Noch immer gibt es aber Modelle, die dafür nicht genügend Platz bieten. Eine andere Gefahrenquelle für den Kopf sind Unfälle – auch mit Helm. Denn einige Sitze bieten nicht genügend Schutz an den Seiten des Sitzes in Höhe des Kopfes und der Schultern, sodass der Kopf sich im Falle eines Seitenaufpralls unangenehm weit zur Seite neigen kann. Das wird etwa bei dem Modell von Thule bemängelt.

ADAC führt Crash- und Montagetest durch

Insgesamt meisterten die Kindersitze die Crashversuche mit Crashtest-Dummys an Bord unterschiedlich gut. Während manche den Stößen standhielten, sei bei anderen die Halterung gebrochen oder das Plastik der Sitzschale geborsten – beides kann für erhöhtes Verletzungsrisiko sorgen, wenn sich deswegen der Sitz vom Fahrrad löst.

Die Montag von Kindersitzen vorne auf dem Rad hält der ADAC nur für bedingt empfehlenswert.
Die Montag von Kindersitzen vorne auf dem Rad hält der ADAC nur für bedingt empfehlenswert. © dpa-tmn | ADAC e.V.

Außer Konkurrenz hat der Club auch das System „Kindersitz vor dem Fahrer“ beobachtet. Doch da eine sichere Montage bei vielen Rädern wegen ungeeigneter Gabelschaftkonstruktionen schwierig sei, seien solche Sitze nur bedingt empfehlenswert. Zudem kann es laut ADAC zu schweren Verletzungen kommen, wenn bei einem Unfall das Fahrergewicht auf das davor sitzende Kind trifft.

Das rät der ADAC vor dem Kauf

  • Probefahrt machen – mit Kind und dabei das eigene Fahrrad nutzen
  • Sich bei der Montage im Zweifel von Fachleuten helfen lassen
  • Speziell das Abstellen des Fahrrads und eine etwaige Liegeposition des Sitzes vorab ausprobieren
  • Nach dem Kauf wichtig: Immer auf straffe Führung des Gurtes achten und diesen regelmäßig nachziehen