Berlin. Wer sich nicht nur auf die gesetzliche Rente verlassen will, muss privat vorsorgen. Altersvorsorgeexpertin Sandra Klug gibt Tipps.

Ist die Rente noch sicher? Was können Versicherte selbst privat tun, um im Alter auch finanziell sorgenfrei leben zu können? Sandra Klug ist Altersvorsorge- und Rentenexpertin bei der Verbraucherzentrale Hamburg. An dieser Stelle beantwortet sie regelmäßig Fragen zu den Themen private Vorsorge und Rente. Heute: Wie man risikoarm neben der gesetzlichen Rente vorsorgen kann.

Um den Lebensstandard im Alter halten zu können, kommt man um eine private Altersvorsorge kaum herum. Muss man dabei eigentlich immer mit einem gewissen Risiko leben?

Sandra Klug: Viele Menschen möchten ihr Geld sicher anlegen. Dieser Wunsch ist verständlich, wurde aber zuletzt vielfach so interpretiert, das Ersparte einfach auf dem Sparbuch liegenzulassen. Das aber führte dazu, dass die Inflation richtig was wegknabbert. Tatsächlich verliert das Geld auf dem Sparbuch an Kaufkraft und wirklich sicher ist es damit nicht. Es gilt also zu überlegen, andere Wege für sich zu entdecken. Diese liegen in einer breiten Streuung. Dazu gehört auch ein ETF-Sparplan. Wenn man 15 Jahren durchhält, hätte man in der Vergangenheit immer ein positives Ergebnis erreicht. Bringen Anlegerinnen und Anleger ausreichend Zeit mit, steckt also kein großes Risiko darin.

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Wie finden Verbraucher heraus, welcher Risikotyp sie sind?

Alleine ist es schwierig. Wir empfehlen eine Beratung. Man muss sich aber klarmachen, dass eine Bankmitarbeiterin oder ein Versicherungsvermittler keine geeigneten Beratungskräfte sind. Sie verdienen nur etwas, wenn sie ein Produkt verkauft haben und eine Provision fließt. Es ist sinnvoll, sich darüber zum Beispiel mit einem Honorarberater oder mit der Verbraucherzentrale gemeinsam Gedanken zu machen. Ist eine passende Anlagestrategie festgelegt, kann man losgehen und sich das Produkt holen, das zu einem passt.

Welche Vorsorgeform empfehlen Sie denn Menschen, die sich als sicherheitsbedürftiger Anlagetyp sehen?

Grundsätzlich empfehle ich, nicht alles in Aktienfonds zu investieren. Aus meiner Sicht muss man eine gute Mischung aus verschiedenen Anlagen, wie Festgeldern und Aktienfonds, also breit investierende ETFs, finden. Die Gewichtung kann dann unterschiedlich sein: Sicherheitsbedürftige Menschen sollten nicht so viel in Aktienfonds und dafür etwas mehr in Festgeld investieren.

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Was für eine Verteilung empfehlen Sie?

Da gibt es eine Faustformel: Einhundert minus das eigene Lebensalter ist die Prozentzahl, die ich in Aktienfonds investieren könnte. Nehmen wir mich als Beispiel: Ich bin knapp 50 Jahre alt. Folglich könnte ich knapp die Hälfte meiner Sparrate in Aktienfonds investieren. Diese Faustformel passt nicht automatisch. Man kann sich auch rantasten und erst einmal mit kleinen Beträgen Vertrauen fassen. Wichtig finde ich auch, bei der eigenen Altersvorsorge das eigene Bauchgefühl nicht außer Acht zu lassen.

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    Sie empfehlen also Festgeld und ETFs als Vorsorgeformen für sicherheitsorientierte Menschen. Wie viel Rendite ist damit denn drin?

    Mit einem ETF-Sparplan in einen weltweit investierenden ETF über 30 Jahre hätte man in der Vergangenheit eine Rendite zwischen sieben und neun Prozent pro Jahr erzielt. Bei Festgeld könnte man im Moment konservativ mit gut drei Prozent im Jahr rechnen.

    Wie groß sind Renditeunterschiede zu Vorsorgeformen, die riskanter sind?

    Da gibt es nichts, was ich guten Gewissens empfehlen könnte.

    Was würden Sie denn auf keinen Fall empfehlen?

    Wer zur Bank um die Ecke geht, würde sicherlich immer eine private Rentenversicherung bekommen. Egal ob klassisch, fondsgebunden oder eine Indexpolice. Solche Produkte sind wahnsinnig teuer und die Auszahlungsbeträge so niedrig, dass sich so ein Vertrag nicht lohnt So ein Produkt ist keine gute Idee. Davon rate ich ab.

    Gibt’s noch mehr?

    Ja, Zertifikate. Das sind im Grunde Wertpapiere, deren Zinsversprechen sich nach der Wertentwicklung anderer Wertpapiere richten. Das sind Wetten auf bestimmte Kurse. Charmant für die Anbieter ist, dass eine Menge Provision drinsteckt. Für Kundinnen und Kunden hingegen ist das meist ein schlechtes Geschäft. Auch hier: Finger weg!