Saale-Holzland-Kreis. Ob Märchenerzählerin oder Wandergeselle: Warum ein Gastgeber sein Heim für Übernachtungen anbietet.

„Man klingelt nicht, man kommt einfach rein“, sagt Jürgen Fuchs, als er die blaue Pforte in Ahlendorf öffnet. Ein großer Hof mit zahlreichen Rosen, Schwalbennestern unter der Traufe und einer weißen Katze, die neugierig umherstreift, wird sichtbar. Vor dem Hoftor steht ein blauer Stuhl, der geschmückt mit einigen Symbolen, wie zum Beispiel einem Krug und einem WC-Schild, kennzeichnet, dass auf dem Hof Reisende unterkommen können und willkommen sind. Ein zweiter Stuhl stehe mittlerweile in Tauchlitz, lässt Jürgen Fuchs, der seit 2004 den Schwalbenhof in Ahlendorf sein Zuhause nennt, wissen.

Beide Ortschaften sind Ortsteile von Crossen an der Elster. Die Idee mit den Stühlen sei im Rahmen der ersten Machbarkeitsstudie Elstertal entstanden, erklärt Fuchs. Es gehe darum, das Elstertal bekannter zu machen und touristisch weiter zu erschließen. Die Idee des gastfreundlichen Hauses war geboren. Doch auch bevor der blaue Stuhl vor dem Tor in Ahlendorf stand, seien Gäste stets willkommen gewesen.

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Zusammenarbeit und Vernetzung im Elstertal im Saale-Holzland-Kreis

In der Arbeitsgruppe hatten sich im vergangenen Jahr Vertreterinnen und Vertreter aus den Gemeinden und Ortsteilen Crossen, Tauchlitz, Ahlendorf, Hartmannsdorf, Pohlitz und Bad Köstritz getroffen und gemeinsam den Leitspruch „Fluss-Land-Elstertal: ursprüngliche Natur und Herzlichkeit erleben“ formuliert. Auch weiterhin möchte man gemeinsam Projekte erarbeiten und durchführen und eine gute Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den Orten im Elstertal vorantreiben.

„Es war auch vorher schon möglich, wir hatten schon immer Gäste auf dem Hof“, sagt Jürgen Fuchs. Deshalb habe er auch kein Problem damit, diese Offenheit deutlich zu kennzeichnen. Noch sei das Projekt in Entwicklung. Auch eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und gastfreundlichen Höfen wolle die Arbeitsgruppe unter anderem noch erstellen. „Wir hoffen, es werden mehr Höfe. Es ist ein Anfang“.

Der blaue Stuhl vor dem Hof von Jürgen Fuchs in Ahlendorf kennzeichnet diesen als gastfreundlichen und offenen Hof.
Der blaue Stuhl vor dem Hof von Jürgen Fuchs in Ahlendorf kennzeichnet diesen als gastfreundlichen und offenen Hof. © Funkemedien Thüringen | Julia Grünler

Märchenerzählerin zu Gast in Ahlendorf im Elstertal

„Einen Abend hatten wir eine Märchenerzählerin zu Gast“, sagt Jürgen Fuchs. Nachdem er im Dorf spontan ein paar Leute zusammengerufen hatte, lauschten acht Menschen dem besonderen Gast, Angelika Hirsch, in der Küche des Schwalbenhofes. Hirsch, die sich seit über 30 Jahren mit Märchen befasst sowie Vizepräsidentin der Europäischen Märchengesellschaft ist, war auf Wanderschaft von Jena über Bürgel und Eisenberg nach Zeitz gewesen, um unterwegs allen interessierten Menschen Märchen zu erzählen.

Auch Weltreisende, zum Beispiel aus Brasilien, hätten schon auf dem Hof übernachtet. Gäste aus Frankreich habe er empfangen sowie eine Aussteigerin aus Norddeutschland und Wandergesellen, die beim Bau der Türen am Hofeingang halfen. „Man lernt Menschen kennen und ist offener“, sagt Jürgen Fuchs. Es sei ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Seine Partnerin lernte zum Beispiel von Reisenden, die auf dem Schwalbenhof übernachteten, zu jonglieren. Seine Kinder lernten, mit dem Skateboard zu fahren.

Ob der Gastgeber aus Ahlendorf auch schon negative Erfahrungen gemacht habe? „In der Hinsicht noch nicht“, sagt Fuchs. „Man sollte nur nicht die Haustür offenlassen“, ergänzt er lachend und erzählt eine Gegebenheit, die jedoch nichts mit Reisenden zu tun gehabt habe. Landstreicher seien eines Tages auf den Hof gekommen und hätten, da die Haustür nicht verschlossen war, Essen mitgenommen und auch einen Laptop. Seit jenem Tag jedoch, sei eine Katze auf dem Hof aufgetaucht. Seither habe man so auch Katzen, die Haustür jedoch werde lieber abgeschlossen.

Ob er ähnlich spontan und ohne vorab zu buchen, verreise? „Wenig“, sagt Jürgen Fuchs, der lieber vorab eine Unterkunft bucht. Wichtig sei es ihm jedoch, mit der Bevölkerung in Kontakt zu treten und die jeweiligen Länder zu erkunden, in die es ihn verschlägt.