Berlin. Seit Jahren leidet Malu Dreyer an einer unheilbaren Autoimmunerkrankung. Jetzt gibt die Ministerpräsidentin ihren Rücktritt bekannt.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat ihren Rücktritt bekannt gegeben. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch verriet die 63-jährige, dass ihr die Kraft ausgehe, ihr Amt weiter auszuführen. Sie habe das Land immer mit Leidenschaft und Energie geführt, die ihr nun zunehmend fehlen würden.

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Dreyer leidet an der Krankheit Multiple Sklerose (MS). Die Diagnose bekam die Politikerin bereits vor fast dreißig Jahren. Ihre Form des MS wirkt sich insbesondere auf die Mobilität aus: Dreyer war beim Laufen auf Unterstützung angewiesen. Auch einen Rollstuhl nutzte die 63-jährige für längere Strecken. Während ihrer elf Jahre als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz ging die Politikerin offen mit ihre Erkrankung um. Was man über die Krankheit wissen sollte:

Was ist Multiple Sklerose?

Mulitple Sklerose, auch MS genannt, ist eine Autoimmunerkrankung des Rückenmarks und des Gehirns. Meist beginnt die Krankheit im frühen Erwachsenenalter. MS ist auch als „Krankheit der tausend Gesichter“ bekannt. Symptome, Verlauf und Therapieerfolg sind von Menschen zu Mensch unterschiedlich.

Der Bundesverband der „Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft e.V.“ (DMSG) weist darauf hin, dass Multiple Sklerose nicht ansteckend, nicht zwangsläufig tödlich, nicht verantwortlich für Muskelschwund und keine psychische Erkrankung sei. „Auch die häufig verbreiteten Vorurteile, dass MS in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl führt, sind so nicht richtig“, heißt es auf der Webseite des Vereins.

Weltweit sind etwa 2,8 Millionen Menschen an MS erkrankt. Mehr als 280.000 davon leben laut Zahlen des Bundesversicherungsamtes in Deutschland. Frauen sind dabei doppelt so häufig erkrankt wie Männer.

Was sind die Symptome von MS?

Multiple Sklerose tritt zu Beginn oft mit motorischen Störungen auf. Dazu zählen laut DMSG:

  • Lähmungen
  • Sehstörungen
  • Gefühlsstörungen der Haut (Kribbeln, Schmerzen und Taubheit)
  • „verwaschenes“ Sprechen
  • Unsicherheit beim Gehen und beim Greifen

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Im weiteren Verlauf kommen meist weitere Beschwerden hinzu oder die bereits bestehenden Einschränkungen werden schwerwiegender. Weitere Symptome sind:

  • Spastische Lähmungserscheinungen
  • Blasenentleerungs-Störung
  • Abnormale Erschöpfbarkeit (Fatigue)
  • Kognitive Störungen
  • Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
  • Depressive Verstimmungen

Wie verläuft MS?

Der Verlauf der Krankheit kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Insbesondere zu Beginn würde die Krankheit oft in Schüben verlaufen, schreibt die DMSG. Dabei treten bei 90 Prozent der Betroffenen Symptome nicht dauerhaft auf und haben auch nicht immer die gleiche Intensität.

Nach zehn bis 20 Jahren gehen die meisten Patienten in die sekundär-chronisch progrediente Verlaufsform über. Dabei nehmen die Beschwerden zu und der Zustand verschlechtert sich langsam ohne klare Schübe. Lediglich zehn Prozent der an MS Erkrankten hätten von Beginn an keine Schübe, sondern einen schleichend schlechter werdenden Verlauf.

Was ist die Ursache von Multiple Sklerose?

Warum Menschen an MS erkranken ist immer noch weitgehend unklar. Laut DMSG ist von einer multifaktoriellen Entstehung auszugehen. Dabei spielt insbesondere das Immunsystem eine entscheidende Rolle. „Bei der MS scheint ein Teilbereich dieses Abwehrmechanismus falsch programmiert zu sein, das heißt, er richtet sich gegen den eigenen gesunden Körper“, erklärt die DMSG. So komme es zu Fehlsteuerungen, die an den Nervenzellen und -fasern Schädigungen und Störungen auslösen können.

Weiterhin erforscht wird außerdem, inwieweit die Genetik eine Rolle spielt. Vererbt wird wahrscheinlich aber eher eine Veranlagung, die die Wahrscheinlichkeit zur Erkrankung erhöht, nicht die Krankheit selbst.

Wie wird MS behandelt?

MS gilt als unheilbar. Der Verlauf der Krankheit und die Ausprägung der Symptome können aber durch unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten beeinflusst werden. Dabei können insbesondere die Schübe im Anfangsstadium therapiert werden.

In der Schubtherapie werden die aktuellen Schübe behandelt. Dabei wird meist hochdosiertes Cortison eigesetzt, um die Entzündungen im Körper zu lindern. Um Schübe vorzubeugen werden je nach Verlaufsform außerdem immunmodulatorische Medikamente eingesetzt. Aber auch Behandlungen mit Injektionen, Infusionen oder Antikörpertherapien werden inzwischen durchgeführt.

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Auch für das Stadium der sekundär-progredienten Verlaufsform sind inzwischen mehrere Therapien und Wirkstoffe auf dem Markt zugelassen. Dabei ist das Ziel, die Symptome, die durch die Krankheit hervorgerufen werden, zu lindern.