Berlin. Maximilian Krah schoss sich mit Aussagen zur SS ins Abseits. Der Versuch eines AfD-Parteikollegen, sich zu distanzieren, misslingt.

In der vergangenen Woche sorgte die Verbannung von Maximilian Krah, Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl, für Wirbel. Die Parteispitze verhängte ein Auftrittsverbot gegen den 47-Jährigen, Krah wird sich zudem aus dem Bundesvorstand zurückziehen. Hintergrund waren Aussagen des Politikers in der italienischen Zeitung „La Repubblica“ vom 18. Mai.

'Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Der AfD-Politiker sorgte für Entsetzen, weil er im Interview mit der italienischen Zeitung SS-Verbrechen relativierte. „Es gab sicherlich einen hohen Prozentsatz an Kriminellen, aber nicht alle waren kriminell. Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war.“

In der TV-Sendung „Hart aber fair“ wurde der Fall Krah am Montagabend erneut aufgerollt. Zu Gast war unter anderem Leif-Erik Holm, AfD-Landessprecher in Mecklenburg-Vorpommern.

NameMaximilian Krah
Geburtsdatum28. Januar 1977
AmtAbgeordneter des Europaparlaments
ParteiAlternative für Deutschland
Parteimitgliedschaft seit2016
Familienstandverwitwet
WohnortDresden

SS-Skandal um Krah: AfD-Mann übernimmt Aussagen

Auf mehrfache Nachfrage von Moderator Louis Klamroth distanzierte sich Holm nicht klar von den Aussagen Krahs. Angesprochen auf das problematische SS-Zitat sagte Holm, dass sich sein AfD-Parteikollege „unglücklich ausgedrückt“ habe. Das, was Krah gesagt habe, sei eine „Binsenweisheit“, die Aussage sei „im Grunde tatsächlich ja normal“.

„In jeder kriminellen Organisation gibt es auch Einzelne, die sich nicht schuldig gemacht haben“, sagte Holm in der Gesprächsrunde. Der 53-Jährige bemühte sich zwar um eine Einordnung: „Natürlich ist das eine absolut verbrecherische Organisation gewesen, die Millionen Menschen umgebracht hat“, sagte Holm. Das sehe auch Maximilian Krah so.

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Dennoch übernimmt Holm die Kernbotschaft des skandalösen Krah-Zitats. Die SS – Schutzstaffel – ist untrennbar mit dem größten Menschheitsverbrechen der Geschichte verbunden und für die Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden in der NS-Zeit mitverantwortlich. Zwar mag nicht jedes Mitglied der SS Menschen ermordet haben, die meist freiwillige Mitgliedschaft ermöglichte aber ein System, in dem Verbrechen begangen werden konnten. Krahs Zitat – und auch Holms Aussagen – führen damit dazu, dass SS-Verbrechen verharmlost und bagatellisiert werden.

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Europas Rechte distanziert sich von AfD

Holm äußert sich zu den Gründen, warum Krah innerhalb der AfD entmachtet wurde. Die Partei werfe ihm vor, dass Krah im Interview mit einer italienischen Zeitung die Fakten zur SS, die in Italien „eine Blutspur hinterlassen“ hat, nicht klarer benannt habe.

Ob die fehlende Einordnung der alleinige Faktor dafür ist, warum die AfD zu ihrem Europawahl-Spitzenkandidaten auf Distanz geht, muss zumindest bezweifelt werden. Innerhalb der Identität und Demokratie (ID), der Fraktion rechtspopulistischer, nationalistischer und rechtsextremer Parteien im Europäischen Parlament, entbrannte durch die jüngsten AfD-Skandale ein großer Streit.

Die französische Rechtspartei Rassemblement National unter Marine Le Pen stellte eine weitere Zusammenarbeit mit der AfD infrage. Mittlerweile wurde die AfD aus der ID-Fraktion ausgeschlossen.

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Es liegt die Vermutung nahe, dass die AfD den rechten Parteien mittlerweile zu radikal ist – und unberechenbar. Vor den SS-Aussagen Krahs machte der Politiker Schlagzeilen, weil einer seiner ehemaligen Mitarbeiter für China spioniert haben soll. Im Januar sorgte die AfD für einen Skandal, weil sie an einem Geheimtreffen in Potsdam über Maßnahmen zur Remigration teilnahm. Die rechtsextremen und völkischen Botschaften hatten deutschlandweit Massendemonstrationen ausgelöst.