Berlin.. Die S-500 ist das Nonplusultra der russischen Luftabwehr. Putin verlegt sie auf die Krim. Warum dieser Schritt gerade jetzt kommt.

Das System S-300 dient der Flugabwehr. Die S-500 aber ist das Nonplusultra.
Das System S-300 dient der Flugabwehr. Die S-500 aber ist das Nonplusultra. © DPA Images | Maxim Shipenkov

Seit einem Monat konzentriert sich die ukrainische Armee darauf, die russische Luftabwehr unter Beschuss zu nehmen. Die Verlustmeldungen von zerstörten Flugabwehrbatterien häufen sich, zuletzt noch in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni.

'Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Jetzt sah sich Russland offenbar veranlasst, das modernste System auf die Krim zu verlegen: die S-500, auch Prometheus genannt. Die Quelle für die Information ist der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanov. In den sozialen Netzwerken zieht die Meldung Kreise. 

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Prometheus ist mutmaßlich teuer und auf jeden Fall modern – und buchstäblich einmalig. Denn die Russen haben nur eine einzige S-500. Sie haben angekündigt, ein zweites System 2025 in den Dienst zu stellen. Ist es jetzt eine Feuerprobe im Ukraine-Krieg oder eine Art Test oder Experiment?

Das Nonplusultra der Luftabwehr

Auf jeden Fall ist es ein erzwungener Zug. Zuletzt haben die Truppen von Kremlchef Wladimir Putin, Luftabwehranlagen von der Krim Richtung Front verlegt, zum Beispiel in den Oblast Belgorod. Das führte wiederum dazu, dass die Luftabwehr auf der Halbinsel ausgedünnt wurde, was sich prompt rächte. Der Ukraine gelangen Schläge gegen die Schwarzmeerflotte wie gegen Stützpunkte.

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Das Ziel schlechthin auf der Krim ist die Kertsch-Brücke. Sie ist ein Prestigeprojekt Putins, aber auch strategische relevant: Über sie läuft ein Großteil Truppenverlegungen von Russland auf die Krim, von dort weiter an die Front.

Die Brücke verbindet das russische Festland und die Krim über die Straße von Kertsch.
Die Brücke verbindet das russische Festland und die Krim über die Straße von Kertsch. © DPA Images | -

Die Ukrainer sind versessen auf einen Wirkungstreffer. Sie wollen diese Brücke um jeden Preis zerstören. Deswegen haben sie so auf die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern aus Deutschland gedrängt.

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Ukraine zielt auf die Kertschbrücke

Versuche, die Brücke zu treffen, gab es schon oft – bisher ohne durchschlagenden Erfolg. Die Ukrainer brauchen entweder fähige Waffen mit hoher Reichweite (500 Kilometer) wie die Taurus oder ihre Flugzeuge müssen näher an die Krim heranfliegen – und dafür wäre es wichtig, zuvor die russische Luftabwehr auszuschalten.

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Das ist schon deswegen vordringlich, weil die Ukraine im zweiten Halbjahr die ersten F-16 und später weitere Kampfjets des Typs „Mirage“ erwartet. Der Schutz dieser Flugzeuge ist auch die Erklärung der US-Denkfabrik „Institute für the Study of War“ für die auffällige Häufung von Attacken auf die russische Luftabwehr.

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So fühlt sich Krieg an

Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Ilja Jewlasch, bemerkte unlängst, dass bereits zwei F-16-Staffeln mit etwa 18 Flugzeugen ausreichen würden, um die Situation im ukrainischen Luftraum zu drehen. Es scheint, als ob die Ukraine im dritten Jahr den Luftkrieg angenommen hätte.

Wie eine Kuppel über die Krim

Die Antwort der Russen lautet S-500, eine Waffe der Superlative, jedenfalls nach russischer Darstellung. Über sie gibt es kaum unabhängige Informationen. Laut Hersteller kann sie gleichzeitig zehn Interkontinentalraketen beziehungsweise deren Sprengköpfe bekämpfen.

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Sie kann ballistische Raketen durch einen direkten Treffer zerstören, selbst bei einer maximalen Fluggeschwindigkeit von 25.200 km/h. Die maximale Schussdistanz wird mit rund 500 Kilometern angegeben. Das mobile System wurde ab 2010 entwickelt und 2021 in den Dienst gestellt. Damals hat die Agentur Tass ein Video von einem Test veröffentlicht

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Wenn die S-500 hält, was die Russen versprechen, wirkt sie wie eine schützende Kuppel über der Krim. Die Ukrainer werden trotzdem weiter versuchen, die Kertsch-Brücke zu zerstören. Letztes Jahr bemerkte Budanow, es sei keine Frage, ob sie angreifen oder nicht. „Wir machen es regelmäßig“, versicherte er dem US-Portal „War Zone“, „es ist nur eine Frage der Zeit.“

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