Berlin. Öl- und Gasheizungen sind zwar günstiger, aber sie müssen bald klimaneutral umgerüstet werden. Lohnt sich das trotzdem? Wir klären auf.

Viele Hausbesitzerinnen und Besitzer lassen sich nun neue Gas- und Ölheizungen einbauen. Auf diese Wärmequellen kommen in viereinhalb Jahren jedoch erhebliche Veränderungen zu. Denn ab 2029 müssen die jetzt installierten fossilen Heizungen teilweise auf Ökoenergie umgestellt werden. Damit können Unsicherheiten verbunden sein – beispielsweise die Frage, ob Ökobrennstoff dann preisgünstig in ausreichender Menge zur Verfügung steht. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Wie ist die aktuelle Lage?

Knapp zwei Drittel der zwischen Januar und März dieses Jahres verkauften Heizungsanlagen werden mit Gas betrieben, erklärt der Verband der Heizungsindustrie (BDH). Weitere gut zehn Prozent verfeuern Öl. Währenddessen brach der Verkauf von strombetriebenen Wärmepumpen stark ein. Diese Veränderungen im Kaufverhalten führt der BDH unter anderem auf die Verunsicherung zurück, die die lange Debatte über das Gebäudeenergiegesetz im vergangenen Jahr ausgelöst hatte. Viele Hausbesitzer entscheiden sich deshalb für die bekannten, konventionellen Varianten Erdgas oder Erdöl.

Was kommt auf die Gas- und Ölheizungen zu?

Jetzt noch schnell eine Gas- oder Ölheizung einbauen? Wer diese Entscheidung trifft, sollte Veränderungen beachten, die möglicherweise nicht ausreichend gewürdigt werden. Denn ab 2029 müssen die seit 2024 eingebauten neuen Öl- und Gasheizungen teilweise mit klimaneutralem Brennstoff befeuert werden. Das jetzt gültige Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht diese Quoten vor: ab 1. Januar 2029 mindestens 15 Prozent, ab 1. Januar 2035 mindestens 30 Prozent und ab 1. Januar 2040 mindestens 60 Prozent Erneuerbare Energien.

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Folgende Ausnahmen von den Fristen gibt es nach Information des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK): Eine neue Gasheizung ist komplett auf Wasserstoff umrüstbar, und in der betreffenden Gemeinde wird künftig tatsächlich auch Wasserstoff angeboten. „Auch wenn der örtliche Fernwärme-Anbieter den Anschluss an ein Wärmenetz innerhalb von zehn Jahren zusagt, wird die Quoten-Regelung ausgesetzt“, heißt es beim BMWK außerdem.

Welche Ökobrennstoffe kommen infrage?

Immobilienbesitzer mit neuen fossilen Heizungen tun deshalb gut daran, sich schon jetzt mit der späteren Verfügbarkeit von klimafreundlichen Brennstoffen zu beschäftigen. Eine Variante der Beimischung zum Erdgas ist Biomethan, das in Biogasanlagen zum Beispiel aus Pflanzenresten produziert wird. Auch sogenanntes biogenes Flüssiggas kommt infrage. Außerdem wird klimaneutraler Wasserstoff eine Rolle spielen.

Ein Gaszähler zeigt den Gasverbrauch für die Heizung und Warmwasser im Haushalt an. Deutschland gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten Gas zum Heizen nutzen.
Ein Gaszähler zeigt den Gasverbrauch für die Heizung und Warmwasser im Haushalt an. Deutschland gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten Gas zum Heizen nutzen. © IMAGO/Future Image | IMAGO stock

Gibt es die klimaneutralen Brennstoffe dann?

In welcher Menge und zu welchen Preisen die Ökobrennstoffe für Erdgas- und Ölheizungen in einigen Jahren auf dem Markt sein werden, ist eine bis heute kontrovers diskutierte Frage – ohne genaue Antwort. Einig sind sich viele Fachleute darüber, dass diese Treibstoffe später in erster Linie dort eingesetzt werden, wo Ökostrom keine gute Lösung ist – beispielsweise im Schwerlastverkehr und in der Chemieindustrie. Welche Mengen für Gebäudeheizungen übrig bleiben, ist fraglich. Deshalb warnt das BMWK: „Es ist zu erwarten, dass die Preise über denen für Erdgas oder Heizöl liegen und entsprechende Lieferverträge teuer sein werden.“ Mit Ähnlichem müsse man bei Wasserstoff rechnen.

Welche Heizung kostet was?

Aktuelle Entscheidungen für neue Gas- und Ölheizungen werden oft getroffen, weil die Anschaffungskosten deutlich niedriger liegen als etwa von strombetriebenen Wärmepumpen. In einer solchen Betrachtung bleiben andere Faktoren jedoch häufig außer acht. Etwa die finanzielle Förderung, die der Staat nur für ökologische System zahlt, nicht aber für Gas- und Ölheizungen.

Oder die langfristigen Kosten: So betont das Wirtschaftsministerium, dass künftig der Kohlendioxidpreis, quasi eine Steuer auf Erdgas und Erdöl, erheblich steigen wird. Schon 2030 könnte er die doppelte Höhe des heutigen Wertes erreichen. Das Fraunhofer-Institut ISE in Freiburg hat für einen Zeitraum von 20 Jahren berechnet: Wird jetzt neu in einen Heizungsaustausch investiert, sind Wärmepumpen und Fernwärme nicht nur klimaschonender, sondern langfristig auch kostengünstiger als das Heizen mit Gas.

Fazit: Was spricht gegen neue Gas- und Ölheizungen?

Neben der Umrüstpflicht auf Ökobrennstoffe ab 2029 weist Florian Munder vom Bundesverband der Verbraucherzentralen auf diesen Punkt hin: „2045 ist nach aktueller Rechtslage endgültig Schluss mit jeder Form von Heizung, die nicht klimaneutral ist.“ Das betreffe besonders „fossil betriebene Gas- und Ölheizungen“. Für heute eingebaute Brenner mag das dann bedeuten, dass sie ersetzt werden müssen, obwohl sie noch gut funktionieren. Zudem werden manche Energieversorger ihre Erdgasnetze nach und nach stilllegen, weil die Zahl der Kunden abnimmt.

Und was spricht dafür?

Gesetze können sich ändern. Vielleicht revidiert eine nächste Bundesregierung die Fristen und Vorschriften, so dass fossile Anlagen länger laufen dürfen. Ein Pluspunkt der konventionellen Heizungen sind zudem die teils niedrigen Anschaffungskosten. Und für manche älteren Gebäude scheint die Heizleistung der ökologischen Systeme nicht immer auszureichen.

Was sind die Alternativen zu Öl- und Gasheizungen?

Neben reinen Wärmepumpen, die später vorzugsweise mit Ökostrom betrieben werden, können das auch Hybridsysteme sein – Kombinationen etwa von Erdgasbrennern und Wärmepumpen. Außerdem kommen unter anderem infrage: Pellett-Anlagen, die Holz verfeuern, Sonnenkollektoren, Stromdirektheizungen oder Fernwärme.