Saale-Holzland. Über mögliche Gewinner, aussichtslose Listenplätze und einen potentiellen Ministerpräsidenten aus dem Saale-Holzland.

Die politische Landschaft formiert sich neu in Thüringen und mit der Wahl am 1. September wollen auch Politiker aus dem Saale-Holzland-Kreis im Thüringer Landtag Entscheidungen treffen. Wir haben bei den jetzt vertretenen und zwei neuen Parteien nachgefragt, welche Personen als Direktkandidaten sowie per Landesliste ins Rennen gehen.

Treten erneut in den Wahlkreisen 35 und 36 für die CDU zur Landtagswahl in  Thüringen an: Stephan Tiesler und Mario Voigt. (Archivbild 2019)
Treten erneut in den Wahlkreisen 35 und 36 für die CDU zur Landtagswahl in  Thüringen an: Stephan Tiesler und Mario Voigt. (Archivbild 2019) © Frank Kalla | Frank Kalla

Der Kreis teilt sich in zwei Wahlkreise auf. Jener mit der Nummer 35 umfasst die Gemeinden und Städte südlich der A4, der Wahlkreis 36 liegt nördlich davon. Mario Voigt (CDU) steht in seiner Heimat als Direktkandidat im Kreis 36 fest. Er ist zudem als CDU-Landesvorsitzender mit Listenplatz 1 gesetzt. Voigt kämpft als Spitzenkandidat dafür, Ministerpräsident von Thüringen zu sein. Angesichts der jetzigen teils unübersichtlichen Gemengelage mit mehreren möglichen Koalitionspartnern kein unerreichbares Ziel.

AfD: Jenaer wechseln in Saale-Holzland-Kreis

2019 errang die CDU mit Stephan Tiesler das Direktmandat im Wahlkreis 35, das strebt er auch jetzt wieder an. Angesichts der Umfrageergebnisse der AfD sind die Erfolgsaussichten getrübt. Auf der Landesliste nimmt Tiesler Rang 21 ein.

Auf der Landesliste wurde überdies CDU-Kreisgeschäftsführer Bert Utow aus Dornburg-Camburg nominiert – allerdings auf dem aussichtslosen Platz 85.

Wiebke Muhsal (AfD) kandidiert wieder für den Landtag.
Wiebke Muhsal (AfD) kandidiert wieder für den Landtag. © AfD | AfD

Chancen auf ein Mandat besitzen Wiebke Muhsal und Denny Jankowski, die für die AfD im Saale-Holzland-Kreis antreten. Sie verlassen dabei offenbar bewusst städtisches Terrain. Muhsal als auch Jankowski sitzen beide im Stadtrat von Jena, sind damit auch in der Stadt wohnhaft. Warum dann die Kandidatur im Kreis? Im ländlichen Raum stehen die Siegchancen höher als in Jena, wo zuletzt die Linken die Direktmandate einsackten. Muhsal saß bereits von 2014 bis 2019 im Landtag, Jankowski ist seit 2019 gewähltes Mitglied.

Chancen für Linke im Saale-Holzland sind schlechter

Der eigentlich im Wahlkreis 35 wohnhafte Tim Beutler aus Kahla tritt hingegen nun in Wahlkreis 38 an – in Jena II (östlich der Saale). Beutler ist persönlicher Mitarbeiter im Wahlkreisbüro von Jankowski.

Markus Gleichmann (Die Linke) könnte sein Wahlkreisbüro verlieren.
Markus Gleichmann (Die Linke) könnte sein Wahlkreisbüro verlieren. © Funkemedien Thüringen | Katja Dörn

Erneut Direktkandidat im Wahlkreis 36 ist Steffen Much (Die Linke). Er ist zudem auf Listenplatz 47 verordnet. Die Aussichten für den Schmiedemeister und jetzigen Wahlkreismitarbeiter von Markus Gleichmann sind gering. Auch für seinen Chef wird es schwer, sein Mandat zu verteidigen. Markus Gleichmann (Die Linke) sitzt seit einer Amtsperiode im Landtag und kandidiert im Wahlkreis 35. Ohne Direktmandat ist sein Sitz im Landtag gefährdet. Denn nach vorläufigen Umfrageergebnissen kommt die Linke mit 14 Prozent der Stimmen gerade mal auf sieben Sitze im Landtag – Gleichmann ist auf der Landesliste auf Platz 16 verordnet.

Weitere Nachrichten aus dem Saale-Holzland-Kreis

SPD, Grüne und FDP mit Direktkandidaten

Die SPD hat Hannah Opitz aus Jena (Wahlkreis 35, Promovendin) und Peter Zenner aus Schöngleina (Wahlkreis 36, Küchenleiter) aufgestellt. Der Einzug in den Landtag dürfte sowohl über ein Direktmandat, als auch den Listenplatz utopisch sein. Ähnlich sieht es für die Kandidaten von Bündnis 90/Die Grünen aus, Rita von Eggeling (Wahlkreis 35, Kleinebersdorf) und Olaf Möller (Nr. 36, Rödigen). Möller war bis zum Ruhestand 2022 Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz.

Für die FDP gehen Patrick Frisch (Wahlkreis 35, Betriebswirt aus Zöllnitz) und William Schlosser (Wahlkreis 36, wissenschaftlicher Referent aus Jena) in den Wahlkampf. Außerdem kandidieren Alexandra Drechsler aus Dornburg (Wirtschaftsfachwirtin) und Michelle Richter (Geschäftsführungs-Assistenz aus Zöllnitz) auf der FDP-Landesliste. Nach jetzigen Umfrageergebnissen bleiben die Kandidaten in ihren bisherigen Berufen tätig – die FDP könnte den Einzug in den Landtag verpassen.

BSW: Kein Kandidat aus Saale-Holzland

Und dann wollen noch zwei neue Parteien den Einzug in den Landtag schaffen: das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und die Werteunion. Für das BSW tritt kein Kandidat aus dem Saale-Holzland an.

Der Thüringer Landessprecher der Werteunion, Albert Weiler aus Milda, ist Spitzenkandidat für die Landtagswahl und bedient auch beide Wahlkreise im Saale-Holzland. Direktkandidaten habe die Partei nicht aufgestellt, sagt er. Weiler war früher CDU-Bundestagsabgeordneter und scheiterte zuletzt als Landratskandidat. Auf der Landesliste der Werteunion finden sich noch Simone Bielinski (Eisenberg, Verwaltungsfachangestellte) und Christoph Gruß (Dachdeckermeister aus Gumperda).

Der frühere Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler ist Spitzenkandidat der Werteunion zur Landtagswahl.
Der frühere Thüringer CDU-Bundestagsabgeordnete Albert Weiler ist Spitzenkandidat der Werteunion zur Landtagswahl. © Funke Medien Thüringen | Thorsten Büker

Die letzten Wahlumfragen sahen die Werteunion unter der 5-Prozent-Marke. Dem BSW dagegen scheint ein Einzug in den Landtag mehr als sicher – zuletzt legte die Partei in den Umfragen deutlich zu und liegt bei um die 20 Prozent.

Insgesamt reichten 17 Parteien ihre Listen zur Landtagswahl ein, sodass sich noch in Kleinstparteien weitere Kreisbürger finden. Über die offizielle Zulassung der Bewerber entscheiden der Kreiswahlausschuss sowie der Landeswahlausschuss am Freitag, 5. Juli.