Erfurt. Theater ist Hochkultur und hoch subventioniert. Welche Gedanken um die Zukunft dieser - und auch anderer - Kulturstätten machen sich die Kandidatin und die Kandidaten bei der Wahl zum Oberbürgermeister?

Wie wollen die fünf Männer und eine Frau die Stadt Erfurt im Falle ihrer Wahl voranbringen? Was ist Kern der politischen Ziele? Vor der Wahl des neuen Stadtoberhauptes macht unsere Zeitung den Themen-Check, fragt in den kommenden Tagen nach ganz konkreten Problemen, Zielen und Lösungsideen zu dringlichen Themen in Erfurt. Diesmal soll es um die Kultur gehen und die Frage knüpft an ein viel diskutiertes Thema der vergangenen Wochen an. Die Frage an die Kandidatin und der Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters ist daher: Wie viel Theater kann sich Erfurt leisten?

David Maicher (B90/Grüne):

Erfurt kann und muss es sich leisten können, ein Theater und eine vielfältige Kulturszene zu haben. Was Erfurt sich aber nicht leisten kann, ist ein Theater, in dem Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung toleriert werden. Wir brauchen demokratische Leitungsstrukturen, eine Abflachung von Hierarchien und eine andere Theaterstruktur: Partizipation, Öffnung nach außen und Transparenz – das sind wesentliche Faktoren, die das Leitbild des Theaters prägen sollten. Für die Zukunft des Theaters muss Leitung die Sorgen der Belegschaft ernst nehmen und adäquat reagieren.

Stefan Möller (AfD):

100 Mio. Euro plus x an Theaterkosten bis 2030 sind jedenfalls angesichts des gigantischen Sanierungsbedarfs bei Schulen, Straßen und kommunalen Wohnungen kaum vermittelbar. Das Theater wird sich Erfurt nur dann langfristig leisten können, wenn Kooperationen mit anderen Theatern gesucht, dadurch Kosten gespart werden können und das Angebot – z.B. um Schauspiel – erweitert wird.

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Matthias Bärwolff (Linke):

Kultur ist mehr als Theater, aber das Theater Erfurt wird weiter einen festen Platz in der Stadt haben und dort auch mehr Schauspiel und Sprechtheater stattfinden. Stattdessen ist die Museumslandschaft neu zu ordnen, etwa beim Volkskundemuseum, das sicher in Hohenfelden gut aufgehoben ist. Das Naturkundemuseum wird mit der Erweiterung einen zentralen Platz in der Museumslandschaft Erfurts erhalten und auch die Dauerausstellungen der Erfurter Museen werden für die Erfurterinnen und Erfurter kostenfrei zu besuchen sein. Insbesondere die Verbindung von Bildung und Theater/ Museen wird ausgebaut.

Andreas Horn (CDU):

Es geht nicht darum, wie viel Theater, sondern was für ein Theater sich Erfurt leisten möchte. Ich möchte ein Theater, in das wir alle gerne gehen. Das fängt bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an, die sich sicher fühlen. Dazu braucht es eine Gleichstellungsbeauftragte, die sich auf meine Unterstützung als Oberbürgermeister stets verlassen kann. Die Zeiten der Alleinherrschaft müssen vorbei sein. Theateraufführungen, die uns alle begeistern, sind mein Wunsch. Besonders wichtig ist mir ein Theater, das nicht nur für eine kleine Elite da ist. Das Theater soll ein Ort der Lebensfreude für alle sein.

Jana Rötsch (Mehrwertstadt):

Wir brauchen noch viel mehr Theater, aber kein Theater wegen schlechter Personalführung. Vor allem braucht es gute Inszenierungen und nicht die Skandale. Für die Zukunft bedeutet das: Wir sind das erste ostdeutsche Theater mit einem betroffenen gerechten Schutz- und Fürsorgekonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt – wir denken Compliance Management tatsächlich weiter! Am Theater gibt es ein Interventionsteam und ausgebildete Fachkräfte, die genau wissen, wie sie mit gemeldeten Fällen umgehen, ohne vorzuverurteilen. Es ist klar: Wer unsere Mitarbeitenden nicht mit Respekt behandelt, hat bei uns nichts verloren.

Andreas Bausewein (SPD):

Die Landeshauptstadt Erfurt finanziert das Theater in den kommenden zwei Jahren mit rund 48 Mio. Euro (2024: 21,8 Mio.; 2025: 25,9 Mio.). Diese Finanzierung wird weder im Freistaat, noch in der Landeshauptstadt infrage gestellt. Die Kulturszene in Erfurt ist breit aufgestellt und braucht neben der Sozio- und Breitenkultur mit dem Theater Erfurt auch den Ort der Kultur höherer Ansprüche. Der Transformationsprozess im Theater ist angeschoben. Es gilt, diesen Weg konsequent zu gehen und das Haus zukunftssicher neu aufzustellen.

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